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Metta-Retreat 2020 (Teil 4)

Last, but not least möchte ich euch den letzten Satz meiner Metta-Meditation nicht vorenthalten. Auch mit ihm verbinde ich eine Geschichte, eine Erfahrung und ein inneres Erspüren. So wurde der 4. Satz eigentlich von der Meditationslehrerin angeleitet mit den Worten: Mögest du unbeschwert leben. Doch in mir ging das Wort „unbeschwert“ nicht in Resonanz. Ich merkte vielmehr eine innere Abwehr, weil es sich „schwer“ für mich anfühlte und die Wortwahl für mich nicht zu „glücklich“, „geborgen“ und „gesund“ passte. Die Meditationslehrerin forderte uns auf, nach unserem eigenen Satz und unserer eigenen Wortwahl zu suchen, die zwar für uns persönlich passt, aber doch so allgemein gehalten ist, dass sie letztlich auf alle Lebewesen zutreffen könnte. Sie machte auch weitere Vorschläge, wie „ohne Sorge leben“, „leicht leben“ … doch irgendwie passte das alles für mich nicht. Im ersten Moment war ich ein wenig unzufrieden und merkte, dass es mich unruhig machte, keine „Lösung“ für meinen 4. Satz zu haben. Doch aus den Erfahrungen der Vortage konnte ich einen guten Zugang zu mir finden und mit genau dieser Unsicherheit und der Unruhe sein, die sich in mir breit machte. Einfach dabei sein, das Gefühl wahrnehmen und ihm Raum geben – ganz im Vertrauen, dass „mein“ 4. Satz ganz klar in mir zu finden ist, wenn ich mich für ihn öffne und ihn einfach zu mir kommen lasse, ohne ihn zu erwarten und ohne ihn „herzudenken“. Es verging tatsächlich eine ganze Meditationseinheit von 30 Minuten, in der ich einfach nur präsent war mit dem, was in mir lebendig war. Letztlich war es mal wieder ein „Habenwollen“, den passenden Satz für mich finden … er sollte perfekt sein und natürlich genauso knapp und aussagekräftig wie die andern … und ich wollte ihn haben! Jetzt!

An einem bestimmten Punkt musste ich über mich selbst lächeln und saß ganz erheitert über mich selbst auf meinem Meditationskissen. Es war einfach lustig, mitzukriegen, wie sich mein Geist abmüht, angeblich nicht zu denken und ganz da zu sein … und dann erwischte ich mich doch immer wieder dabei, dass ich den 4. Satz haben wollte … und mitten in diesem Gewahrsein und in dem Bewusstsein dessen, was gerade in mir abgeht, war ich so vergnügt und fühlte mich so leicht, dass es ganz klar war, wie mein 4. Satz hieß: Möge ich vergnügt und mit Leichtigkeit leben! Und das war nun alles andere als kurz und prägnant und perfekt – aber zu 100% mein Satz, den sich mein Verstand niemals ausgedacht hätte, weil er nach seinem Urteil nicht in die Reihe passte. Doch mein Herz freute sich so dolle über diesen Satz und darüber, dass ich ihn annehmen konnte, dass es mir innerlich ganz warm wurde und ich eine Herzöffnung spürte, die mich ganz tief mit mir in Verbindung brachte. Und so ging ich dann los zur Gehmeditation: vergnügt und mit Leichtigkeit. Ich begann von vorne: Möge ich glücklich sein. – Und ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Möge ich geborgen sein. – Und ich spürte eine tiefe Verbundenheit, eine Geborgenheit in mir selbst, ich war geborgen in meinem Herzen, das berührte mich sehr. Möge ich gesund sein. – Und ich spürte das Lächeln meines Rückens, das sich wohlig in mir ausbreitete und mir meine Achtsamkeit mit meinem Körper in Erinnerung rief. Und dann kam der letzte Satz – noch bevor ich ihn auch nur innerlich gesprochen hatte, war da ein schelmisches Grinsen in meinem Gesicht und eine innere Leichtigkeit zu spüren, die mit einer großen Freude einherging – ja, ich freute mich total darauf, meinen 4. Satz zu sprechen: Möge ich vergnügt und mit Leichtigkeit leben! Yes! Das war es – mein Herz schien überzulaufen. Es war in jeder Zelle meines Körpers spürbar, dass das mein Satz ist und dass dieses Vergnügtsein und diese Leichtigkeit ganz wesentliche Faktoren in meinem Leben sind, die vielleicht ein bisschen in Vergessenheit geraten waren und über die ich mich so sehr freute, dass sie wieder an meine Tür geklopft und auf sich aufmerksam gemacht haben. In dem Bewusstsein, dass die Metta-Sätze ja für alle Lebewesen Gültigkeit haben sollen und die Wünsche wirklich an alle Lebewesen gerichtet werden, hat sich mein inneres Lächeln noch weiter vergrößert. Die Vorstellung, dass alle Lebewesen, alle Tiere, alle Pflanzen, alle Menschen vergnügt sind – einfach gut drauf – und mit Leichtigkeit ihr Leben verbringen, hat mich sehr beflügelt. Denn ich bin sicher, dass dies ein Weg sein kann für mehr Humor, mehr Gelassenheit, mehr inneren Frieden, mehr Großzügigkeit und einfach mehr Leichtigkeit. Dieser letzte Tag hat meine Energie nochmals unglaublich verändert. Ich fühlte mich so getragen, so verbunden mit mir, aber auch mit meiner Welt. Doch es war keine rosarote Brille, die man leicht vermuten könnte … es war vielmehr eine Klarsicht auf das, was möglich ist, und ein Zugang zu meiner inneren Weisheit, die immer da ist und immer schon da war. In allen Lebewesen. Und es liegt an jedem einzelnen von uns, diesen Zugang immer wieder zu pflegen, zu lauschen und offen zu sein für das, was sie uns zu sagen hat, und dann ins Vertrauen zu gehen, dass es das Leben ausschließlich gut mit uns meint und sich unser Herz riesig freut, wenn wir vergnügt und mit Leichtigkeit leben. In diesem Sinne: Mögen alle Lebewesen vergnügt und mit Leichtigkeit leben.

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